Schützengau Main-Spessart
Chronik

 

 

Historie

Nach Kriegsende 1945 dachte man weder in den Städten noch auf dem Lande an eine Wiederaufnahme der Schützentradition, viele Vereine hatten sich von selbst aufgelöst, andere waren Mitgliedermäßig stark dezimiert worden oder hatten ihr Schützenhaus bzw. ihre Schützenlokal mit Schießstand verloren. Verständlicherweise stand auch den wenigsten Männern unmittelbar nach Kriegsende der Sinn danach, eine Waffe in die Hand zu nehmen und obendrein hatten die Besatzungsmächte jegliche schießsportliche Betätigung strikt untersagt und ordneten auch die Ablieferung aller Sportwaffen an. Der Schießbetrieb, der seit 1933 sowie schon ruhte, war damit völlig unterbunden. Erst die Lockerung der Gesetze durch die alliierten Siegermächte, im Jahre 1948, erlaubte den sich neuformierenden Schützenvereinen und Gesellschaften das Schießen mit dem Luftgewehr, und führte zu Wieder- und Neugründungen von Schützenvereinen. Begeisterung, Lebensfreude und Frohsinn, verbunden mit Geselligkeit und Vereinsleben drängten die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre beiseite und die Menschen fanden langsam wieder ins normale Leben zurück.

Da die neuen Schützenvereine und Schützen-Gesellschaften wieder eine Dachorganisation für den Schießbetrieb brauchten, ergab sich als Logische Konsequenz, dass der Schützengau Main-Spessart durch Initiative und den Weitblick einiger Schützenkameraden aus drei früheren Traditionsverbänden gegründet wurde:

Dies waren der
Zimmerstutzen-Schützenverband Vorspessart, gegründet 1900 in A`burg,
der
Spessart-Schützenbund, gegründet 1922 zu Hösbach
und der
Kleinkaliber-Schützenverband, gegründet 1924 zu Aschaffenburg

Bei der Gründungsversammlung am 16. November 1952, im Gasthaus „Zum grünen Baum“ in Aschaffenburg-Damm, schlossen sich die anwesenden 10 Vereine, gleichzeitig dem Bayerischen Sportschützenbund an, der 1950 ins Leben gerufen wurde und Heimat aller Bayerischen Schützenvereine ist.

Gründungsmitglieder:
Schützenverein 1888 e.V. Aschaffenburg-Damm
Schützengesellschaft 1917 Aschaffenburg-Damm
Kleinkaliber-Schützengesellschaft 1926 „Eckertsmühle“ Aschaffenburg
Schützengesellschaft Großostheim
Schützengesellschaft Großwelzheim
Schützenverein „Alpenjäger“ Haibach
Schützenverein St. Sebastianus“ Aschaffenburg-Schweinheim
Schützenverein „Waldschenke“ Hösbach
Schützenverein „Grüntal“ Waldaschaff
Schützenverein „Maintal“ Wörth am Main

Die erste Gauvorstandschaft, die die Weichen für das Wachsen und die stete Aufwärtsentwicklung des Schützengaues stellte, setzte sich wie folgt zusammen:

1. Gauschützenmeister   Anton Hepp
2. Gauschützenmeister   Alfons Baumann
1. Gau–SchießwartAdolf Jerg (Luftgewehr)
2. Gau–SchießwartJosef Schmittner (Zimmerstutzen)
3. Gau–SchießwartBurkhard Kirchner (Kleinkaliber)
SchriftführerKarl Spitzl
KassierBruno Fäth

 

 

 

 

An dieser Stelle darf bemerkt werden, dass es im Gegensatz zu Vereinen, beim Schützengau zwar einen Schriftführer oder Schriftführerin gibt, aber kein Protokollbuch. Die jeweiligen Niederschriften der Sitzungen und Versammlungen sind, zumindest aus älterer Zeit, in Ordner oder nur als lose Blattsammlung in Kisten zu finden. Eine Reihung oder gar eine Aufarbeitung als Gaugeschichte, dürfte eine Aufgabe für zukünftige Generationen werden.

1954, zwei Jahre nach der Gründung, zählte der Gau bereits 50 Vereine.

Nachdem mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, die Vereine immer mehr Sportanlagen und Schützenhäuser errichteten, führte man auf Initiative von 1. GSM Anton Hepp, Rundenwettkämpfe als regelmäßige, sportliche Vergleichswettkämpfe auf der Grundlage von gegenseitigen Besuchen ein. Mit 10er Mannschaften und damals noch wenigen Autos, war so mancher Sonntag völlig vom Schießsport bestimmt.

Das Gebiet des Schützengaues, dem im Jahre 1956, 61 Vereine angeschlossen waren, umfasste damals die Stadt Aschaffenburg, die Landkreise Alzenau, Aschaffenburg, Lohr, Marktheidenfeld, Miltenberg und Obernburg.

1956/57 wurden die Vereine der Landkreise Lohr und Marktheidenfeld an den neu gegründeten Schützengau Marktheidenfeld abgetreten. Dieser nannte sich dann ab 1974 Schützengau Mittelmain. Auslöser der Abspaltung war damals die sprunghafte Aufwärtsentwicklung des Schützenwesens im Bereich Lohr-Marktheidenfeld und die räumliche Entfernung verbunden mit einer damals noch sehr schlechten Verkehrsanbindung.

Initiator und Motor des Schützengaues Main-Spessart war in den ersten Jahren, 1. GSM Anton Hepp, der aus gesundheitlichen Gründen das Amt 1959, nach 7 Jahren, abgeben musste. Sein Nachfolger wurde Karl Spitzel, aus Aschaffenburg-Damm, der ebenfalls 7 Jahre GSM war. Unter seiner Führung wurde 1962 in Sulzbach das 10-jährige Bestehen gefeiert und dabei die von allen Gauvereinen gestiftete Gaufahne eingeweiht.

Im Jahre 1966 machten sich die Schützenvereine der Landkreise Miltenberg und Obernburg mit dem neuen Schützengau Maintal selbstständig. Aus dem Protokoll der Gründungsversammlung des Gaues Maintal geht hervor, dass die geographische Größe des alten Gaues Main-Spessart und die damit verbundene Arbeitsüberlastung der Gauvorstandschaft zu dieser Teilung führte, was einer Halbierung des alten Schützengaues gleichkam. Seit dieser Zeit umfasst unser Gaugebiet in etwa die Stadt und den Landkreis Aschaffenburg.

Im gleichen Jahr, 1966, übernahm Eugen Körbel die Führung des Schützengaues. 1970 zählte man bereits wieder 36 Vereine. Im Jahre 1977 verstarb nach elfjähriger Tätigkeit der 1. GSM Eugen Körbel, sein Nachfolger wurde 1978 Josef Kunkel.

In der nun folgenden Ära Kunkel, man darf diese ruhig so nennen, da auch Anita Kunkel als Gauschriftführerin, das Zepter mit in der Hand hatte, ging es für den Schützengau weiter aufwärts. Die Mitgliederzahlen stiegen, die Beteiligung an den Rundenwettkämpfen wuchs. Mit dafür verantwortlich waren unter anderem die später zu Gau-Ehrenmitgliedern ernannten, Heinz Seitz als Gausportleiter und Elsbeth Seitz als Gaudamenleiterin. Speziell Elsbeth ist es zu verdanken, dass in der reinen Männergesellschaft der Schützenvereine, eine Frau war am Schießstand die Ausnahme, zunehmend Frauen Fuß fassten. Sie rief eine Damenrunde im Luftgewehrschießen, analog zu der Rundenwettkämpfen, ins Leben. Heute sind die weiblichen Mitglieder in den Vereinen und damit natürlich auch im Schützengau, nicht mehr wegzudenken. Ihre schießsportlichen Leistungen reichen locker an die der Herren und sie übertreffen diese manchmal im wahrsten Sinne des Wortes.

1996 gab nach 18 Jahren Josef Kunkel sein Amt an Reinhold Köppel ab.

Mit Reinhold Köppel wurde die K-Phase des Schützengaues Main-Spessart weitergeführt. Der Kenner oder auch Laie fragt sich, K-Phase, was ist das? Zur Erinnerung alle GSM seit 1966 fangen mit dem Buchstaben K im Namen an. Logisch, dass ein zukünftiger neuer GSM also auch den passenden Familiennamen haben sollte. Zur Beruhigung, Ausnahmen werden gerne angenommen.

In die bisherige Amtszeit von Reinhold Köppel fiel eine Vielzahl von Umstrukturierungen und Neuerungen. Getreu dem Spruch: „Entweder machst du dich zu einem Instrument des Wandels – oder du wirst von ihm überrollt“. Haben wir mitgemacht. Auch beim Hilfsknecht Computer, der kurz zuvor Einzug gehalten hatte. Wie in allen anderen Lebensbereichen musste auch der Schützengau mit der rasanten Veränderung Schritt halten. Die vom Bayerischen Sportschützenbund immer wieder vorgeschlagenen Neuerungen im Bereich EDV-Mitgliedermeldungen und auch im sportlichen Bereich bei der Meldung der Meisterschaften, sorgten damals bei den verantwortlichen Referenten für manche schlaflose Nacht und Ärger. Heute hat sich der Schützengau gut darauf eingestellt. Die Mitgliederverwaltung läuft, ebenso wie der Transfer der geschossenen Ergebnisse von den jeweiligen Gaumeisterschaften, reibungslos.

Stichwort Gaumeisterschaften. Die von Gausportleiter Volker Rühle eingeführte Neuerung, dass die Gaumeisterschaften mit den Luftdruckwaffen auf vollelektronischen Schießständen in der Haibacher Sporthalle, seit 2005 durchgeführt werden, ist bahnbrechend für den Bekanntheitsgrad des Schießsportes und macht uns zu einem Aushängeschild, zumindest des Unterfränkischen Schießsportes. Hier hat der Hilfsknecht Computer viel dazu mit beigetragen. Als sportliche Highlights in den Annalen des Schützengaues sind zu vermerken die Durchführung des DSB Pokalfinales, 2011, 2013 und 2017 in Haibach und das Finalschießen mit dem K.O.-Modus, der erstmalig im Januar 2012 bei einer Gaumeisterschaft ausgetragen wurde.

In all den Jahren, ab 1996 gab es nicht nur auf sportlichem Gebiet, sondern gerade in der organisatorischen Arbeit des Schützengaues viele Veränderungen und Neuerungen. Ausdrücklich zu erwähnen sind dabei die Regelung des Gaukönigsballes, eine der tragenden Säulen was das gesellschaftliche Leben der Schützenfamilie angeht, das Gauhandbuch mit Anleitungshilfen für Funktionäre und Schützenvereine, die Anpassung des Gauausschusses an die moderne Zeit, die Einführung und Pflege der Website des Schützengaues, Alles im Einzelnen aufzuführen würde aber hier den Rahmen sprengen.

Weitere Höhepunkte in der Chronik des Schützengaues sind unter anderem die Ausrichtung des Bayerischen Landesjugendtages, 1996 in Waldaschaff, das 50-jährigen Gaujubiläum und das 50-jährige Unterfränkische Bezirksjubiläums 2002 in Aschaffenburg, sowie die Ausrichtung des Unterfränkischen Bezirksschützentages 2010 in Hösbach und 2019 in Haibach.

Etwas ganz Besonderes aber war die Ausrichtung vom 66. Bayerischen Schützentag, vom 03. bis 05.Juni 2016 in Aschaffenburg.

In diesen drei Tagen war Aschaffenburg das Mekka der Bayerischen Schützen. Ob Stadthalle als Versammlungsstätte, das historische Schloss Johannisburg mit seinem „Ridingersaal“, in dem das Landesschützenmeisteramt und Gäste begrüßt wurden, der „Hofgarten“, in dem ein Kameradschaftsabend stattfand, als auch die abendliche Schifffahrt auf dem Main mit musikalischer Unterhaltung u.v.m., den vielen Besuchern aus Nah und Fern, blieben wir als “guter Gastgeber” in Erinnerung. Dazu trug auch der große Schützenumzug am Sonntag, nach Gottesdienst in der „Stiftskirche“ und der anschließenden Abschlusskundgebung auf dem Platz vor Schloss und Stadthalle bei.

Stand 2020 hat der Schützengau Main-Spessart 40 Gauvereine mit 4360 Mitgliedern. Der Mitgliederanteil bei den Jugendlichen beträgt ca. 21% und bei den Damen ca. 23%.